Die Beziehungsqualität von Frauen und Männern in der Arbeitswelt hängt nach wie vor von dem tradierten Rollenbild ab, welches sich sowohl in weiblichen als auch in männlichen Köpfen festgesetzt hat. Neudeutsche Erklärung: „Unconscious bias“!
Diese „unbewussten Vorurteile“ beeinflussen uns, ohne dass wir es merken. Ein Exkurs ins Private: Ein junges Paar hat sich entschieden zu heiraten. Romantisch, wie er ist, hat ER IHR einen Heiratsantrag gemacht. So wie es sich gehört! „Gehört es sich wirklich so?“ kam plötzlich die Frage unter vermeintlich emanzipierten, erfolgreichen und mit beiden Beinen im Berufsleben stehenden jungen Frauen auf. Interessanterweise waren 2/3 der Meinung, dass SIE IHM doch keinen Heiratsantrag machen könne…
Alles ok – nur dürfen wir uns nicht beschweren, wenn wir das Klischee selbst bedienen!!!!
Zurück zur Arbeitswelt:
Tendenziell arbeiten die Frauen als „fleißige Bienchen“ gern zu, schaffen die passenden Umgebungsbedingungen, damit sich die Männer den „wirklich“ wichtigen Themen dieser Welt widmen können.
Hinzu kommt, dass Frauen statistisch gesehen eher vom Burn-out betroffen sind als Männer.
Auch sind die Machtstrukturen in den Unternehmen nach wie vor männlich geprägt. Männer denken grundsätzlich in Hierarchien und bilden – sobald sie sich begegnen – Rangfolgen aus. Sie setzen Kommunikation ein, um sich nach oben und unten abzugrenzen. Wer spricht länger? Wer fällt wem ins Wort? Wer ignoriert wen? Es setzt sich nicht durch, wer besser ist, sondern wer sich besser durchsetzen kann – und das können Männer oftmals besser als Frauen. Ebenfalls spielen Männer die von den Ranghohen vorgegebenen Statusspiele lieber mit als Frauen es tun.
An diesem Punkt scheitern leider sehr viele Frauen: Sie sind oftmals zu ruhig, zu freundlich und somit nicht „durchsetzungsstark“ genug. An der Spitze der Machtpyramide geht es aber darum, die eigenen (Abteilungs-, Bereichs-) Interessen zu vertreten und durchzusetzen. Auch werden Frauen aufgrund ihrer Körpersprache nicht immer unbedingt ernst genommen: Kopf schief legen, Lächeln, unsicheres Laufen auf zu hohen Stöckelschuhen und dann ein Hüftknick ruft in der Regel weder Respekt noch Akzeptanz hervor. Es ist allerdings nett anzusehen!
Zum Glück gibt es keine Poesiealben mehr, mit Sprüchen wie: „Sei wie das Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und still und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert sein will.“ Dennoch lernen Mädchen immer noch viel zu häufig, dass es „opportun“ sei, sich schmal zu positionieren und brav zu sein.
Allerdings wird nur diejenige gesehen, die „Raum einnimmt“!
Fortsetzung folgt…